Fr, 15:00 | Sabine Schiefermüller, Workshop: In-Beziehung-Stellen, Personzentrierte Aufstellungsarbeit
Aufstellungsarbeit kommt im personzentrierten Ansatz sowohl in der Gruppe als auch im dyadischen Setting (noch) kaum zur Anwendung. Dabei kann Aufstellungsarbeit, die von einer empathisch bedingungsfrei wertschätzenden und präsenten Haltung getragen ist, einen Erlebens-Raum schaffen, der einen begegnungs- und erlebensfördernden Prozess in Gang bringt.
Mit In-Beziehung-Stellen ist eine personzentrierte Form von Aufstellung gemeint, die den Begegnungs-(encounter-)Gedanken mit der (erlebensfördernden) Focusing-orientierten Theorie, vor allem mit Gendlins Körper- und Raumbegriff, verbindet.
Die Aufmerksamkeit richtet sich auf die körperliche und räumliche Beziehungserfahrung, wenn Themen und/oder Personen (mit Hilfe von Repräsentant*innen oder Gegenständen) im Raum aufgestellt werden. Dadurch können implizite Erfahrungen explizit werden. Mehr oder weniger bewusste Erlebensinhalte können nach Außen gebracht, differenziert und in Beziehung gestellt werden. Die Person bzw. die Repräsentant*in kann erspüren, wie sich diese Beziehung anfühlt.
Der Fokus richtet sich auf die „gefühlte Bedeutung“, die die aufgestellte Person in einem bestimmten Augenblick erfährt. Gendlin versteht den Körper als situativen Körper, als einen Körper, der die Situation kennt. Der Körper hat ein implizites Wissen über die gegenwärtige Situation und kann auch den nächsten Schritt, der die Situation fortsetzt, implizieren. Dieses innere Wissen kann als Felt Sense im Inneren des Körpers unmittelbar gefühlt werden.
Aufstellungen können in diesem Sinne als Verkörperung – als ein sich erlebender Körper im Raum oder auch als ein sich erlebender Körper der (Aufstellungs-)Situation, der in ihr abgebildeten Beziehungen betrachtet werden.
In diesem „Beziehungs-Raum“ können inter- und intrapersonale Beziehungserfahrungen ins Hier und Jetzt übertragen werden. Plätze, Haltungen, Blickrichtungen, Nähe und Abstand oder verbaler und emotionaler Ausdruck können erspürt und immer wieder nach Stimmigkeit überprüft und verändert werden. Dies kann für die aufstellende Person Neues (vorher noch nicht Gefühltes und Gedachtes) hervorbringen und mitunter festgefahrene Gedanken- und Verhaltensmuster in Bewegung bringen.
In-Beziehung-Stellen kann somit als hilfreiches Instrument in der personzentrierten Praxis eingesetzt werden, um Klient*innen dabei zu unterstützen, inkongruente Erfahrungen direkt wahrzunehmen sowie Symbolisierungsprozesse in Richtung einer größeren Übereinstimmung von Selbstwahrnehmung und innerem (organismischen) Erleben in Gang zu setzen.
Wir werden in diesem Workshop In-Beziehung-Stellen praktisch anwenden, um so eine Vorstellung zu entwickeln, wie Aufstellungsarbeit in der personzentrierten Praxis Anwendung finden kann.
Sabine Schiefermüller, DSAin
Personzentrierte Psychotherapeutin und Supervisorin (ÖVS) in freier Praxis, Psychotherapieausbilderin des FORUM. Seit über 20 Jahren Arbeit mit Aufstellungen in Gruppen und im dyadischen Setting. Entwicklung der Personzentrierten Aufstellungsarbeit In-Beziehung-Stellen.